Seifenmanufaktur Linnea

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Ap
Unperfekt
19.04.2013 11:58

Jeder kennt Tage, an denen man einfach nur noch schreiend im Kreis laufen und alles hinschmeißen möchte. Tatsächlich habe ich genau das letztens getan – im wahrsten Sinne des Wortes.

Es gibt sie, die Seifen, die einem aus purer, niederer Boshaftigkeit (meine feste Überzeugung) das Leben schwer machen. So stand ich eines Morgens strotzend vor Elan und Tatendrang in meiner kleinen Werkstatt, in der Hand das wunderbar duftende Melonenöl, das meine Badebomben soll toll verfeinert und stellte mir mit den besten Absichten Rohstoffe, Töpfe und Formen bereit. Dazu ordentlich laute Musik, denn durch die vielen Fliesen habe ich bei mir einen Klang wie in der Großraumdisko- das macht einfach nur Spaß, kann ich euch sagen!!

Also gewogen, gerührt, ran ans Werk und alles klappte hervorragend – bis zu dem Moment, als ich das Öl in den Seifenleim gegeben habe. Ich hatte das zweifelhafte Vergnügen dabei zuzuschauen, wie mein „Meisterwerk“ binnen Sekunden zu einer klumpigen Masse andickte und der Schneebesen darin stecken blieb. Nach der ersten Schocksekunde begann ich zu rühren, wie ein Guppy. Manchmal hilft es, dass noch mal etwas Bewegung reinkommt, nur hier war alles vergebens. Ich möchte mir an dieser Stelle die Zeit nehmen, auf den O-Ton des Herstellers einzugehen „…. Einfachste Verarbeitung, dickt nicht an…“ Ja, danke, wer veralbert hier eigentlich wen? Die fertig angerührten Pigmente standen da und schauten so vorwurfsvoll, wie ein lebloses Objekt nur schauen kann, als ob ich da nun was für könnte! Pfff...! Grundfrustriert habe ich nun versucht, das Zeugs noch irgendwie in die Form zu spachteln und da hat‘s mir gereicht. Ich hab das elende Ding geschnappt, unter animalischem Wutgeschrei in die nächste Ecke gepfeffert und bin rumgesprungen wie Rumpelstilzchen. Danach ging es mir definitiv besser. Das sind so Momente, in denen ich dankbar bin, für unsere dreifach verglasten Fenster. Ungern hätte ich bei der Menge an Puplikumsverkehr auf unserer Straße, eine nette Omi mit Dederonbeutel auf dem Weg zum Wocheneinkauf auf dem Gewissen gehabt. Aber so…gleichmütiges Schulterzucken. Am Ende hatte ich dann also einen bröckeligen, farblosen aber duftenden Haufen, der den direkten Weg in den Müll fand.

Mindestens genauso frustrierend sind Öle, die sich erst nach einigen Tagen als charakterlich niederträchtig rausstellen. Die färben dann die Seifen braun – nicht schmelzig, schokoladig, heimelig braun, sondern eher in der Art einer alten Banane – es beginnt mit kleinen Punkten, danach wird’s so richtig unansehnlich. Oder die Seife reißt der Länge nach, wie ein Krustenbrot, einfach so, aus reiner Langeweile beim Aushärten. Ihr seht, in meinem Beruf ist man nie vor traurigen und frustrierenden Momenten sicher. (Jetzt wäre eine Gedenkminute für mich nicht unangebracht.)

Der Favorit an Abartigkeiten ist allerdings meine berühmt- berüchtigte Bananenseife. Zugegeben der Fuscher war ich. Meine Freunde und auch die, die mit mir über Facebook verbandelten sind, kennen sie gut und werden auch nie müde, dieses traumatisierende Kapitel immer wieder auszugraben. Formschön im Design war sie, braun mit Stücken und sie hatte die unwiderstehliche Optik einer gammeligen Fleischwurst. Dass dieses Meisterwerk nicht in Serie produziert wurde, kann nur daran liegen, dass man so viel unverhüllte Hässlichkeit kein weiteres Mal hinbekommen hätte.

 

Fazit des Tages: Lasst es mich mit den Orsons sagen: „ Ich bin unperfekt“. Aber das ist schon irgendwie auch cool, oder?

Talking to the moon
Immer wenn es regnet..

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