Seifenmanufaktur Linnea

Wenn man viel Seife benutzt, dann steht man auch häufiger vor dem Problem, dass man kleine Seifenreste hat, eine bestimmte Sorte nicht mag oder das gute Stück zu weich geworden ist. Bei einem hochwertigen Produkt wäre es aber schade, es einfach in den Müll zu entsorgen. Daher zeige ich heute einige Möglichkeiten, als alt neu zu machen.

Bei allen Varianten bitte Einmalhandschuhe tragen.

Methode 1: Raspeln

Hierbei ist die verwendete Menge egal. Die Seife grob raspeln und mit etwas Öl verkneten. Am besten ist Mandel- oder Jojobaöl. Soll die Seife nicht ewig haltbar sein, geht auch Sonnenblume oder Traubenkern o. Ä. Nun kommen Farbe, Kräuter und Duft- bzw. ätherische Öle hinzu. Hierbei ist es sehr wichtig, auf die Menge zu achten. 1-2 % der Gesamtmasse sind hierbei absolut ausreichend.

Nun zu Bällen formen oder in passende Förmchen drücken und fest werden lassen.

Variante: Salzkugeln

 

Dafür die Seife sehr fein raspeln, wieder mit allen Zutaten verkneten und noch grobes Meersalz einarbeiten. Schön zum Baden und als Peelingseife unter der Dusche.

Methode 2: Einschmelzen

Dafür benötigt man etwa 250g geraspelte Seifenreste, etwa 175ml destilliertes Wasser, Farbe, Duft- oder Ätherische Öle.

Die Seife im Wasserbad zusammen mit dem erwärmten Wasser schmelzen. Das kann einige Zeit in Anspruch nehmen. Wenn sich alles gelöst hat, die Masse abkühlen lassen, bis sie lauwarm ist. Erst dann die restlichen Zutaten zufügen.

In kleine Formen füllen…Kunststoff oder Silikon, kein Metall. Ein paar Tage aushärten lassen, auf den Formen lösen und etwa vier Wochen trocknen lassen.

Methode 3: Duschsmoothie

Hierfür benötigt man etwa 50g fein geraspelte Seife, 35-40g destilliertes Wasser, etwa 20g pflegendes Öl, Farbe, Duft/ ätherische Öle

Die Seife wieder im Wasserbad mit dem destillierten Wasser auflösen. Nach und nach das Öl unterrühren, bis eine homogene Masse entsteht. Alles in ein hohes Gefäß füllen und in den Kühlschrank stellen bis es eine puddingartige Konsistenz hat.

Jetzt mit dem Mixer alles luftig aufschlagen. Dabei die Farbe und die Beduftung hinzufügen. In ein schönes Glas oder Tiegelchen abfüllen. Durch die eingeschlagene Luft entwickeln sich schneller Keime. Daher bitte innerhalb weniger Tage aufbrauchen, konservieren oder im Kühlschrank aufbewahren.

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                                                                      Vorurteilsfrei

 

Es gibt Tage, da wünscht man sich eine Gruppe Menschen, die selbstlos eine Schweigeminute für einen einlegen. Dieser gehört definitiv dazu. Gerade eben habe ich die einsamsten 20 Minuten meines Lebens überstanden. Am Informationsschalter im Baummarkt.                                                                                                           Davor bin ich durch proportional so grell ausgeleuchtete, wie schlecht beschriebene Gänge geirrt, in denen zwei dritter aller Artikel so hoch liegen, dass ich nicht mal in meinen kühnsten Träumen damit rechnen würde, dort ranzukommen. In Reichweite hingegen stehen alle Waren, die so schwer sind, dass ich meinen eigenen Gabelstapler bräuchte, um sie vom Fleck zu bewegen.

Nun stehe ich also immer noch hier und trotze der Zermürbungstaktik. Alle meine Mitstreiter haben sich brechen lassen und irren weiter durch die endlosen Gänge. Manchmal höre ich ihr verzweifeltes Rufen. Ich bilde mir ein, einen leichten Wind zu spüren und wie im Western erwarte ich einen Steppenläufer vorbeirollen. Ich hätte Proviant mitbringen sollen. Passend zur Situation entwickelt mein Körper ausgerechnet jetzt eine Konfirmandenblase, allein weil er weiß, dass das nächste Klo gefühlte Meilen entfernt ist.

Das ist wie in den zwei Stunden nach der Betäubung vom Zahnarzt, in denen man nichts essen darf. Solchen Hunger erlebt ein verwöhnter Europäer in seinen Leben niemals sonst.

Plötzlich ein Rascheln und Huschen schräg hinter mir, ein kaum wahrnehmbarer Schatten in meinen Augenwinkeln. Meine Nackenhaare stellen sich auf, alles kribbelt. Ja, ich werde beobachtet. Sicher hat ein Mitarbeiter sein Handy hinter dem Tresen liegen lassen und möchte nun in seinen „Bau“ flüchten, um es zu holen. Nun, denke ich mir, ist es an der Zeit zum Jäger zu werden. Mein Herzschlag beschleunigt sich, das Adrenalin rauscht in meinen Ohren und sämtliche Urinstinkte werden aktiviert. Schleichend bewege ich mich auf den Gang zu, in dem ich das Geräusch vermute, biege kurz zuvor ab und drücke mich gegen die Wand. Leise lege ich mein Ohr an eine mitteldichte Faserplatte und lausche!! Hinter dem Regal ein flaches schnelles Atmen. Jetzt nur keinen Fehler machen. Sicherheitshalber ziehe ich meine Schuhe aus und schleiche mich Schritt für Schritt auf Zehenspitzen um die Ecke, um dann den direkten Angriff zu wagen.

Mit drei schnellen Schritten hechte ich um das Regal, mit einem animalischen Aufschrei presche ich nach vorn und verpasse dem Verkäufer den Schock seines Lebens. Hektisch blickt er sich um, sieht aber ein, dass der Fluchtweg verstellt ist. Um nicht unnötige Zeit zu vergeuden, zücke ich meinen Zettel und bombardiere ihn mit Fragen. Plötzlich ändert sich sein verängstigter Gesichtsausdruck. Ein süffisantes Lächeln umspielt sein Gesicht. Irgendetwas läuft hier gerade gewaltig schief. „Tut mir leid, junge Dame, dit is nich meene Abteilung“ gibt er nölend von sich. Jetzt wo er wieder Oberwasser hat, will er sich verdrücken. Ha! Aber nicht mit mir! Einmal gestelltes Wild kann man doch nicht ziehen lassen! Drohend baue ich mich vor ihm auf, setze alles ein, was ich an Autorität hervorzaubern kann, ohne auch nur den geringsten Eindruck zu hinterlassen. Er lächelt blöde auf mich runter und geht an mir vorbei. Niederlage auf der ganzen Linie, mein Adrenalin verraucht. Innerlich sehe ich mich meine Bretter schon selbst schnitzen. Mit hängenden Schultern suche ich den Weg zur Toilette.

 Ein verhaltenes Räuspern hinter mir weckt mich aus meiner Lethargie. „Kann ich Ihnen vielleicht helfen? “Trüge der junge Mann Flügel und ein Chor würde singen, würde ich denken, ich hätte eine Erscheinung. Zaghaft, fast schon ungläubig, reiche ich ihm meinen Zettel. Ernsthaft liest er sich alles durch, winkt mir, ihm zu folgen. Es folgt ein langer fachlicher Monolog seinerseits, während er mir alle benötigten Dinge aus den Regalen zaubert. "Sieh an", denkt sich mein malträtiertes Hirn, "habe ich doch hier die Perle erwischt."

Dreißig weitere Minuten später verlasse ich staunend und in meinen Grundfesten erschüttert den Baumarkt. Doch machen wir uns nicht vor, latent ist etwas Kummer in mir. Gerade wurde ich einem sehr hartnäckigen Vorurteil beraubt.

Weltoffen und tolerant, so gebe ich mich gern vor anderen. Die erschütternde Wahrheit: Es steckt ein mieser Kleingeist in mir: Ein Kerl mit großen Muskeln, Achselshirt und einem tiefergelegten Auto, das röhrt wie ein Hirsch zur Brunftzeit, weckt augenblicklich Bilder in mir von einer zu hohen Fistelstimme und zu kurzen Penissen. Nachgeprüft habe ich das allerdings nie.;)

Eine wasserstoffgefärbte Blondine, so frisch vom Solarium, dass ich das Brathähnchengewürz praktisch noch riechen kann, hat sicher nicht mehr funktionierende Hirnzellen als ein durchschnittlicher Kanten Brot.

Einen Mann mit dunklen Haaren und Vollbart stuft mein Gehirn grundlegend erst mal als potenziellen Terroristen ein.                                                                               Und mein Kopf ist voll davon: trinkende Russen, geizige Schwaben, frivole Französinnen, Engländer ohne Esskultur, Türken mit Kopftuch. Schweden kommen alle groß und blond auf die Welt. Amerikaner bestehen zu einer Bevölkerungshälfte aus Fett, zur anderen aus Silikon. Sehe ich einen Roma, halte ich mein Geld immer etwas fester zusammen. Und wir alle wissen doch, dass Farbige alle einen…                                                                                                                                              ..........ähm………                                                                                                                                              Bonus in ihrer biologischen Zusammensetzung haben. ;) ABER damit kann ich prima leben, kommt man sich doch aufgrund all dieser „Tatsachen“ nur noch halb so durchschnittlich vor. Viel schlimmer ist es, wenn ich Gefahr laufe, all dieser schönen Vorurteile beraubt zu werden. Was ist, wenn der schnöselige Typ im Anzug, sich plötzlich als super Mensch entpuppt, mit dem man Pferde stehlen und Bier trinken kann?

Treffe ich eine junge Frau: langbeinig, schön, natürlich, gut gelaunt, mit Geld. Bäh!! Was ist, wenn sie jetzt auch noch klug ist? Ganz klar, ich werde es nie erfahren. Mein Selbstschutzmechanismus setzt ein und ich gehe stiften, bevor ich mir den Tag damit versaue. Denn wie lautet eine alte Lebensweisheit? Zu viel Perfektion weckt Aggression.

Wo kommen wir denn hin, wenn sich alle Menschen ihren Erfolg plötzlich erarbeitet hätten, anstatt reiche Eltern zu haben? Und Frauen ihre Geldrentner tatsächlich lieben würden? Wenn meine Schlange an der Kasse nicht mehr die langsamste ist? Oder man in Köln vernünftiges Bier trinken könnte?

Die Welt wäre in ihren Grundfesten erschüttert und langweilig noch dazu!!

 

 

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Stellt euch vor: Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern, die Luft ist lau und verführt euch zu dem ersten Cappuccino in einem kleinen Straßencafé, schlechten Witzen und leichtfüßig guter Laune. Und leider auch zur ersten Modesünde in diesem Jahr.

 

Der Frühling ist eine schwierige Jahreszeit: Da schält man sich erstmalig wieder aus seinen Winterpullis, kramt voller unangebrachtem Optimismus seine luftigeren Klamotten aus dem Schrank und betet, betet .......und betet immer noch, dass es noch alles passen möge. Man schlüpft hinein, dreht sich im Spiegel und verfällt in dumpfes Brüten. Nun weiß ich in solchen Momenten nie, ob ich im letzten Jahr darin wirklich besser ausgesehen habe oder ob mir meine verschwommene Erinnerung an vergangene Sommerabende einfach einen Streich spielt. So oder so, für die Tür bekommt mich so keiner … Also wieder raus aus dem Albtraum und auf eine Neues.


Im zweiten Teil sehe ich aus, wie der Tod auf Latschen- mit winterlich hochpigmentierte Haut. Soll heißen, ich bin so blass, dass ich der Versuchung mir selbst den Puls zu fühlen kaum widerstehen kann. Ich erleide einen anämischen Schwächeanfall und setze mich hin. Ernsthaft denke ich über einen Schnaps nach. In den guten alten Zeiten hätte man Frauen wie mir einen Melissengeist empfohlen, mit 79 Umdrehungen mehr im Blut sehe die Welt jetzt sicher viel freundlicher aus.

Vielleicht ist es Zeit zum Schrank ausmisten? Ich versuche es. Ehrlich! Rede mir aber schon beim zweiten Teil ein, dass ich es GARANTIERT bald wieder anziehe, -sollte ich mich beispielsweise spontan verjüngen. Oder zum Fasching. Oder in spätestens 40 Jahren als fesche Omi im Retro-Look. Kommt ja alles wieder. Also alles wieder rein in den Schrank. Das wäre jetzt wohl die Gelegenheit zum Ordungschaffen. Schade, dass manch große Chance immer so ungenutzt an einem vorbei zieht. J Irgendwann hat der Jäger in mir dann doch erfolgreich Beute gemacht: Und nun bin ich bereit, fühle mich wie Grace Kelly in einem Film der 50 Jahre und schreite beseelt vom Tatendrang Richtung Stadtmitte. An der ersten Ampel schon werde ich stutzig. Vor mir ist ein junges Mädchen, bei dem mich der Eindruck überfällt, es hätte seine Hose vergessen. Als ich durch Schräglegen des Kopfes meine Blickrichtung ändere, erkenne ich dass es sich hier scheinbar um eine Leggins handelt- ­hautfarbend zu meinem Bedauern- und dank des hohen Stretchanteils leider auch durchsichtig. Unangenehm fühle ich mich an die Fleischerei an der Ecke erinnert.

Ha grün! Schnell am Bild des Schreckens vorüber, ab ins Café und dann entspannen. Die Augen halb geschlossen, tief durchgeatmet, das Leben kann so perf……..lautes Stuhlquietschen, herbes Kichern, Tassen klappern, der Geruch von fettgebackenen Kreppelchen. Ich öffne meine Augen und möchte sie gleich wieder schließen. Vor mir ein kolossaler Rücken in einem Trägerkleidchen. Die Riemchen drücken sich in Sadomaso-Manier in die Schultern meines Gegenübers und mein erster Gedanke ist: „Welch eine Verschwendung, hätte einer frühzeitig dieses Potenzial erkannt, hier vor mir hätte ich die neue Olympiasiegerin im Kugelstoßen!“  Ist es eigentlich legitim in der Öffentlichkeit zu weinen, also wegen sowas?

Überwältigt vom Schock mache ich mich auf in den Park und begebe mich zum Teich. Enten! Enten sind gut, da kann eigentlich nichts schiefgehen. Unter einer schönen Trauerweide lockt ein gemütliches Plätzchen. Mit dem Rücken am Baumstamm bin ich tief in mein Buch versunken, als ein Schatten auf mich fällt. Als Erstes sehe ich Sandalen und (natürlich, weil heute mein Glückstag ist) Sportsocken. Danach kommen ein paar magere Waden geschmückt von vielen, vielen Haaren und noch mehr blauen Adern. Eine viel zu kurze kuhfladen­farbende Hose und eine Jacke aus babyblauer Fallschirmseide (tatsächlich Fallschirmseide !!!) runden das Bild ab. Und wenn man dann denkt, man hat schon alles gesehen, naja…. Dieses Prachtexemplar vor mir verehrt anscheinend Heino. Die Augen verdeckt eine Sonnenbrille aus den 80igern Marke „Puck, die Stubenfliege“ und der Schopf wird gekrönt von gefärbten Haaren, deren Farbe mich eher an altes Eigelb, als an goldglänzende Strähnen erinnert. Aber nett ist der Mann. „Möchten sie auch die Enten füttern? Ich habe noch etwas Brot übrig“, fragt er mich. In Wahrheit bin ich so frustriert, dass ich das Brot am liebsten selber essen möchte, die Enten gleich auch.

Wohin ich auch schaue, überall das gleiche Bild: Achselshirts, Flipflops, Stirnbänder, Querstreifen, Jogginganzüge aus pinkfarbenem Frotteestoff. Wirklich nichts entstellt die Menschen mehr, als die ersten Sonnenstrahlen im Frühling. Gut nur, dass ich mich so perfekt vorbereitet habe.

 

Am nächsten Schaufenster dann trifft mich der Schlag: Die Sonne scheint von hinten … und ich stehe praktisch nackig da. Grundgütiger!! Zu Hause war der Rock blickdicht, ich schwöre es. Und nun? Im Boden versinken? Schreiend im Kreis laufen? Ach was­! Ich setze mich zu einem Mann mit Hawaiihemd auf eine Bank und fühle mich hervorragend … schließlich befinde ich mich in bester Gesellschaft.

 

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  • Von einem guten Kompliment kann ich zwei Monate leben ( Mark Twain)

Und das kann ich wirklich!! Das tolle Gefühl, wenn dein Gegenüber erkennt, wie viel von dir selbst in einer Sache steckt und das es ohne Wenn und Aber gut ist.

 

Wenn ich über meine Freunde nachdenke, dann habe ich zu jedem Einzelnen sofort und immer eine Menge gute Eigenschaften parat. Ich will gar nicht abstreiten, dass ich da ein wenig voreingenommen bin, weil sie eben meine Freunde sind, nicht wahr? Aber warum sagt man es den Leuten so selten? Gute Eigenschaften sollten doch gelobt und hervorgehoben werden. Oft hat man ja das Gefühl, man macht sich lächerlich, wenn man anderen ein Kompliment macht, und zur Gewohnheit werden, sollte es ja auch nicht. Aber gerade die, die immer für einen da sind, vernachlässigt man damit. Oft denkt man auch, dass sie es ja ohnehin wissen. Im Grunde hat ein liebes Wort ja noch keinem geschadet aber vielleicht einen Tag gerettet??!

Fragt man nämlich jeden Einzelnen für sich, dann sagen sie nicht, dass sie zwei Wochen die Blumen beim Nachbarn gegossen haben oder jemanden den Weg erklärt haben, obwohl sie es so eilig hatten. Meist fallen ihnen negative Dinge ein- sie müssten abnehmen, netter werden, öfter gesund kochen, mehr mit ihren Kindern spielen, engagierter im Job sein…..

In den eigenen Augen macht man sich immer winzig, eine Selbsteinschätzung von mir, würde folgender maßen lauten: Ich habe Hasenzähne, irgendetwas tummelt sich auf meinem Kopf und will mal eine Frisur werden, wenn es groß ist. Ich bin recht handlich ( will sagen klein) und ich sage oft, was ich denke, leider verpacke ich es häufig zu nett….

 

Zu Punkt 1: Meine Freunde sagen immer “Was wäre unsere Karin ohne ihre Hasenzähne?“ Diese (eigentlich rein rhetorische) Frage beantworte ich sofort: Einen ganzen Schlag attraktiver!! Hatte ich doch letzten einen Kunden, der meinte, so eine nette Blondine mit solch süßen (???) Zähnchen gehört eigentlich nach Hollywood. Lang und breit durfte ich mir anhören, wie toll er sie doch findet und dass er in seiner Jugend auch solche Beißerchen hatte. Pure Seelenqual. Als würde dir jemand sagen, deine Segelohren stehen so charmant ab oder das es erotisch ist, wie sich deine große Zehe durch deine Socke bohrt. Manche Komplimente gelten als fragwürdig oder sollten Ausfuhrkontrollen unterliegen. So meinte vor Jahren eine Bekannte, Kinder würden mich so gern mögen, weil sie es toll finden, wenn man viel Zähne sieht. An der Aussage habe ich heute noch zu knabbern …

 

 

Punkt 2: Meine Haare. Farbe Typ straßenköterblond. Fatalerweise entsprechen sie meinem Charakter - trotz Dranrumgemurkse bleibt alles beim Alten. Wir leben in respektvoller Koexistenz. Egal wie, ich kann, kämen, bürsten, eindrehen, föhnen, flechten, pflegen, schneiden, mit 3-Wetter-Taft einbetonieren- am Ende sind es wieder einfach nur Haare. Was bei Frau Van der Leyen aussieht wie ein frisch gegossener Stahlhelm und bei Heidi Klum in perfekten windgelegten Wellen daherkommt, geht bei mir in Revolution über. Rege ich mich auf, tarnen sie sich als Stachelschein, bin ich müde, sind sie es ebenfalls. Bin ich mal wieder besonders hibbelig, kann man denken, ich hab die Heizdecke verführt.

Tatsächlich sehe sie am besten aus, wenn ich in den Regen gekommen bin und das, liebe Freunde, finde ich zum Schieflachen. Daher sieht man mich selten mit Schirm und kein Tropfen verhagelt mir die Laune  ;)

 

Punkt 3: Zwei Säcke Zement verteilt auf die Schulterhöhe eines Eisbären - oder 1,58m und 52kg. Nichtimposant, nicht Angst einflößend aber auch nicht traumatisierend. Das Problem ist wohl, ich trage gern hohe Schuhe, Tatsächlich nicht, weil ich mich zu klein finde, sondern weil ich denke, für Frauen gehört sich das so. Habe ich dann aber mal keine Schuhe an, kommt unweigerlich der echt blöde Satz „Sag mal, warst du schon immer so klein“. „Nein“, lautet dann meine Antwort, „ich bin großer Peter Maffay Fan und daher rutsche ich aus reiner Solidarität auf Knien durch die Gegend.“ Hätte ich für jedes einzelne verdammte Mal, wo mir diese behämmerte Frage gestellt wurde, 10 Cent bekommen, wäre ich reich und könnte mir kleinere Zähne leisten.

 

 

Punkt 4: Ja, ich bin nett und viel schlimmer, ich bin es gerne. Ich liebe es Menschen eine Freude zu machen, sie zu überraschen oder einfach zu helfen, wann immer es mir möglich ist. Tatsächlich halte ich das für die beste Eigenschaft bei einem Menschen überhaupt. Außerdem bin ich manchmal naiv, vertrauensselig und leider so gar nicht verschlagen. Selbst wenn mich jemand maßlos enttäuscht, sage ich lieber gar nix mehr, als ihm den Kopf zurechtzurücken. Wie oft habe ich in stillen Momenten von großen dramatischen Auftritten geträumt - und von eben solchen Abgängen.. Von Leuten, denen ich so gründlich die Meinung sage, dass sie tatsächlich ihr Verhalten verändern, haben doch erst meine hehren Aussagen, Licht in ihr trübes Dasein gebracht. Menschen, die ich einfach stehen lasse, weil sie mir schlicht zu hohl sind.

Natürlich sind das dumme Klein-Mädchen-Fantastereien und in meinen überwiegend klaren Momenten, weiß ich, ich bin zu alt dafür. Also was mache ich? Ich gebe ihnen eine unverdiente Chance nach der anderen. Eine Charakter-Baustelle, an der ich tatsächlich mal arbeiten sollte. Glücklicherweise gibt es nicht zu viele solcher Menschen. Und machen wir uns nichts vor: Wenn der Moment kommt, in dem man am liebsten gar nichts mehr sagt, dann ist es Zeit zu gehen.
Abgesehen davon schätzt man sein Gegenüber manchmal falsch ein. Sicher habe ich  meinen ganz eigenen Fankreis, der mich ebenso hohl findet. ;)

 

Ein Kompliment, was ich häufig von meiner Mutter bekomme: Ich hätte Augen wie Athene die Eulengöttin oder einen Nixenblick und das Lächeln einer Sphinx. Das Erstaunlichste an der derlei Aussagen ist, sie meint das tatsächlich ernst. Nun wollte ich das mal genauer wissen und habe mich vor den Spiegel gestellt. Leute, wenn euch eure unwissende Unschuld wichtig ist, tut es nicht. Entweder sieht man aus, als hätte man was im Auge oder man wirkt lüstern. Und niemand, wirklich niemand sollte sich selbst mit lüsternem Blick sehen.

 

Allen um einen herum aber, ist es doch schnuppe, ob du und dein Gebiss groß oder klein sind und ob deine Haare anderer Meinung sind als du. Wenn sie deine Freunde sind, wissen sie dich zu schätzen und finden deine Macken schlicht entzückend.

Was bleibt ist die Aussage: Sagt den Menschen in eurer Umgebung einfach mal, wie toll sie sind, sie haben es ganz bestimmt verdient und sie sind niemals selbstverständlich.

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Ein ewiges Thema in meiner kleinen Welt, das „Du“ oder „Sie“ und auch auf die Gefahr hin, dass ich jetzt als der öde Spießer von nebenan wegkomme, das Wichtigste gleich vorweg: Ich werde niemals abgebrüht genug, schlecht erzogen genug, hip (das Wort ist offiziell sicher auch schon seit der Genfer Konvention 1864 ausgestorben) genug oder was auch immer sein, um alles und jeden zu duzen.

Früher war das denkbar einfach, wer erkennbar älter war, einen bestimmten Posten oder angesehenen Beruf hatte u.s.w., der wurde gesiezt. Das gehörte zum guten Ton. Heute haut dir jeder in der Bahn und beim Bäcker kumpelhaft auf die Schulter mit den Worten „ Ey du, kannste mal…“ . Gekrönt häufig nur noch von dem allseits beliebten „Alter“, was die Vertraulichkeit und Nähe dann wohl noch etwas verdeutlichen soll. Mittlerweile komme ich mir vor, als hätte ich mit mindestens der Hälfte der Bevölkerung schon mal Schweine gehütet.

Und wie so oft schlagen auch in diesem Fall zwei Herzen in meiner Brust. Häufig ist das Empfinden dafür Tagesform abhängig. Bei schönem Wetter und Spitzenlaune könnte ich zu allen du sagen. So ähnlich wie bei den Weihnachtsfeierbekanntschaften, bei denen sich zum Ende des Abends immer alle ganz doll lieb haben. Peinlich wird es erst beim nächsten Treffen. Wie kommt man da denn wieder raus?

Duzen mich ältere Menschen bin ich besonders in der Zwickmühle.Habe ich doch immer das unbestimmte Gefühl, dass sie mich nicht richtig ernst nehmen, als wäre ich ein kleines Dummchen dass erst mal zeigen müsste, dass es mehr drauf hat, als nett lächeln und gut aussehen. Und wenn ich da mitmache, wirkt das Klischee dann bestätigt? Wenn ich vehement „Sie“ sage, komme ich dann spröde rüber?

Die besondere Überraschung gibt es dann bei Telefonbekannschaften. Mit Kunden erzählt man da ja schon mal geraume Zeit, berät und lacht. Ist sich sympathisch, leidet unter simultanen Gedankengängen und hat ein Bild von dem Menschen am anderen Ende der Leitung im Kopf...Da stehen sie plötzlich vor dir: Professor, Doktor irgendwas- graue Schläfen- distinguiert- im ­Anzug- mit Krawatte. Und dir fehlen die Worte, hast du dich 30min früher noch zu einem echten Schenkelklopfer hinreißen lassen. Lachen oder Weinen? Ich weiß nicht recht, ein Loch im Boden ist da auch nicht zu verachten!! Nicht zu vergessen, die Menschen, die jünger sind. Duzt mich ein Bübchen von vielleicht 16 Jahren, der sich natürlich total erwachsen vorkommt (war ja bei uns nicht anders in dem Alter) und ich hingegen überlege, wie lange wohl seine letzte Pampers her ist und ob der Schatten im Gesicht ein Bartflaum ist oder ordinärer Dreck, dann habe ich damit schon ein Problem. In manchen Stammeskulturen und bestimmten Stadtteilen vieler Großstädte könnte ich seine Mutter sein, bei zeitgerechter Planung. Sagt so einer hingegen „Sie“ mit ordentlichem Respekt in der Stimme, schaue ich verstohlen an mir runter und frage mich, wie ich es geschafft habe über Nacht zum Knastaufseher zu mutierten und wie pergamentartig alt ich für den wohl aussehen muss. Wahrscheinlich aber hat er auch einfach nur noch Erziehung genossen in seinen Kindertagen.

 

Ich persönlich mag die Version mit dem Vornamen und dem Sie. Das wirkt vertraut ohne zu viel Nähe, und es lässt Luft nach oben erahnen…. Wie einfach haben es da andere Bevölkerungsgruppen, da gibt die Sprache die Problematik gar nicht erst her. Aber worum würde ich mir denn dann einen Kopf machen?


Fazit des Tages: Hört auf Annett Louisan, sie scheint eine schlaue Frau zu sein und hat das Thema schon vor Jahren erkannt.

 

Annett Louisan - die Siezgelegenheit

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Passend wären auch die Kategorien „Was tue ich gegen Langeweile im Frühling“ und „Wie jubele ich meinen ahnungslosen Kindern was Gesundes unter…“
Und daher Löwenzahnhonig.
Solltet ihr wie ich in der glücklichen Lage sein, eine Wiese zur Verfügung zu haben, die weder Hundehaufen belastet noch Abgas verseucht ist, dann nix wie ran. An einem schönen, milden Vormittag ( also nicht gerade heute) sammelt ihr mit euren Kids drei große Hände voll Löwenzahnblüten. (Geht auch ohne Kinder, das ändert nichts Entscheidendes am Endprodukt)

 

Den Pikierten und Empfindlichen empfehle ich Handschuhe und nicht den Sonntagsstaat. Löwenzahn färbt gleich zweimal: Einmal der fiese Saft, der aus keiner Klamotte mehr geht und auch die Hände sind von den Pollen recht leuchtend.
Macht euch mit einem Messer daran, die gelben Blätter von den Stielen zu trennen.
Die Blütenblätter in einen Topf, mit einem Liter Wasser begießen, Deckel drauf und ruhig zwei/drei Stunden ziehen lassen.

 

Danach alles kurz aufkochen und über Nacht stehen lassen. Am kommenden Tag wird gefiltert, am besten durch ein Küchentuch. Jetzt kommt ein Kilo Zucker dazu, ebenso ein bis zwei in Scheiben geschnittene Zitronen . Habt ihr Bange, dass es zu bitter wird, nehmt nur den Zitronensaft von etwa einer Zitrone.(biologisch einwandfrei natürlich).
Alles aufkochen und Zitronen entfernen. Ganz langsam ein paar Stunden köcheln lassen, bis die Masse Fäden zieht.
Dann ab damit in Gläser und beschriften.

 

Löwenzahnhonig ist blutreinigend, hilft der Leber und hat eine kräftigende Wirkung.
Lecker auf Eis und Pfannkuchen.
Ich mache damit meine Hähnchenfleischmarinade: 2 El Öl, 1 TL Senf, 1 TL Löwenzahnhonig, 1 TL Kräutersalz. Reicht für 500 g Fleisch.

 

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Wenn ich so in den Spiegel schaue, dann habe ich nicht viel Spektakuläres vor mir: zwei blaue Kulleraugen, Zähne die einen Tikken zu groß sind und etwas mehr her machen könnten und Haare, die meistens den Eindruck machen, sie hätten wenig erfolgreich gegen ein Stachelschwein gekämpft. Also eher harmlos das Ganze. Und doch scheine ich etwas an mir zu haben, dass alle die Menschen anzieht, deren Kontakt man grundsätzlich meidet.

Wo ich mich auch befinde, immer werde ich um Auskunft gebeten: „Entschuldigung, welche Haltestelle muss ich aussteigen? …, Wie spät ist es? …, Wo steht die Milch? …. Kennen sie sich hier aus?.., Könnten sie mich bei Station so und so wecken?.. Ich wühle mich bei einem bekannten schwedischen Möbelhaus durch die Kleinteile und werde prompt nach dem Preis für einen Strohelch gefragt. Suche ich nach einem Kleidungsstück, kommen Frauen und möchten von mir wissen, ob es diesen Pulli, die Hose oder was auch immer noch in einer anderen Größe gibt. Während ich mir im Restaurant einen Platz suche, winken die Leute, um bei mir eine Bestellung aufzugeben. O.o ???Leider nützt es in keiner dieser Situationen sich taub, dumm oder tot zu stellen. Ich hab's mehrfach probiert. Knapp gefasst: Mein Gesicht muss den direkten Vergleich mit einem Informationsschalter anscheinend keinesfalls scheuen.

Versteht mich nicht falsch, ich kenne da meine Schwachstelle und daher meide ich schon in weiser Voraussicht die Menschen in der Bahn, die in eine Diskussion vertieft sind, obwohl nachweislich weder jemand gegenüber noch nebenan sitzt. Im Gegensatz dazu finden mich diese Irren aber zielstrebig. Vor ein paar Wochen kam ein älterer Herr in der (vollen!!!) Bahn auf mich zu und meinte: „Du siehst aus, wie die heilige Sybille, sicher kannst du die Zukunft vorhersagen…“ Allen sei gesagt, weder sehe ich so aus, noch habe ich dieses Talent. Nur fürs nächste Mal.

Kürzlich gehe ich strahlend und gut gelaunt wie immer auf dem Weg zur Arbeit, da kommt ein Mann mit quietschgelber Jacke auf mich zu, haut mir im Vorbeigehen den Ellenbogen in die Seite und geht weiter. AUA!!! Eigentlich hätte ich ihm doch eine reinhauen müssen, für die Wahl seiner Kleider und nicht umgekehrt. Einige Tage später an fast der gleichen Stelle, kommt ein Kerl auf mich zu, so Typ kanadischer Holzfäller ( na ihr wisst schon- groß, bärtig, respekteinflößend), nimmt meinen Arm, beugt sich runter und küsst mich auf die Wange: „Na meine Kleine, wie geht es dir?“ Ich sag:„Prima, aber wir kennen uns doch gar nicht …“, und er: „Das weiß ich, aber ich wollte einfach gern wissen, wie es dir geht.“ Sprach‘s und ging fröhlich seiner Wege, während ich völlig verdattert zurückblieb.

Und das meine lieben Mitleidenden war einer der wenigen Momente in meinem Leben, in denen ich tatsächlich mal sprachlos war. Merkt es euch, oft passiert es nicht.

Mein Highlight ist allerdings ein anderes: Eines Abends stand ich im Kino vor dem Treppenaufgang und wartete auf meine Freundin, die zur Toilette war. Da kamen zwei Leute nervös auf mich zu, zeigten mir ihre Eintrittskarten und fragen mich, ob ich sie wieder in den Kinosaal lasse, sie hätten doch bezahlt.

 Mit meinen barbarischen 1,58 m muss ich als potenzieller Rausschmeißer ja einen unbändigen Eindruck hinterlassen… Das wird dann mein zweites Standbein, falls die erwarteten Millionen beim Seifenvertrieb ausbleiben.

Fazit des Tages: Je harmloser du selber daherkommst, desto anziehender finden dich die Bekloppten.

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Frühes, wirklich, wirklich, grausam frühes Aufstehen, ist das, was alle Markttage vereint. Was elend genug ist, da man die Nacht davor eh immer mehr als bescheiden schläft. Und nun sitzt man gedanklich völlig unsortiert vor seinem Kaffee. Gleichzeitig rattert im Hintergrund meiner Hirnrinde ein „Norton-Anti-Virus-Programm“ und geht alle Kisten mit Waren noch mal durch.
Wenn man sich aber erst mal durch seine morgendliche Wattewolke durchgekämpft hat, dann ist alles schön und aufregend. Schnell fallen auch alle anderen aus dem Bett und richten sich vorzeigbar her. Kurzes Pseudofrühstück, der zweite Kaffee mehr im Stehen und Laufen und schon geht es los….

Die Atmosphäre nach der Ankunft ist etwas Besonderes. Eine gedämpfte Grundstimmung und gleichzeitig schwirren überall Leute rum wie Kolibris. Bekannte werden begrüßt, neue Gesichter beäugt, Stände aufgebaut, Sympathien abgesteckt und Waren ausgepackt. Die letzte halbe Stunde vor Marktöffnung baut sich eine leichte Aufregung auf. Meine Tochter lässt es sich nicht nehmen, noch mal alle Seifen durchzuschnuppern. Jedes Mal so, als ob sie das nicht schon an die hundert Mal gemacht hätte. Eine kurze Runde an die anderen Stände, Familie verscheucht und dann bin ich Marktfrau….ganz und gar.

Wenn ich Zeit habe, dann schau ich mich gern um und sortiere meine Kundschaft in Kategorien ein:
Zum einen haben wir die „Umrunder“.Die schauen meistens von Weiten und eh immer so, als wäre alles nie gut genug für sie. Fast immer erkennbar am Seidenhalstuch, der Krokolederimitathandtasche und dem spitzen Zug um die Mundwinkel herum. Sie sind glücklicherweise knapp gesät, sonst wären Magengeschwüre vorprogrammiert. Aber eigentlich tun sie mir leid! Sehen sie doch immer aus, als wären ihre ersten drei Vorhaben für diesen Tag geplatzt und nun befinden sie sich hier, als vierte und damit schlechteste Wahl.

Dann die Interessierten. Die sind fast immer überaus sympathisch und bringen erstaunlich viel Zeit und Geduld mit. Denen muss ich alles erklären. Genau. Detailreich. Und sie fragen immer weiter, ebenso genau und detailreich. Manchen Abend habe ich das Gefühl, als wäre mein Lächeln so einzementiert, dass es nur noch durch schweres Gerät zu entfernen ist. Selbst reden hören mag ich mich dann auch nicht mehr. Aber versteht mich nicht falsch: Nichts könnte schöner sein, als Interesse zu spüren, für das was man herstellt und auch andere Menschen dafür zu begeistern.

Die dritte Gruppe sind die Endsportjäger, zu denen ich mich wohl ebenfalls zählen muss. :)

Sie erstehen manches Mal sogar recht große Mengen, worauf ihr vorhergehendes Verhalten niemals hätte schließen lassen. Denn sie machen wenigstens drei Runden über den gesamten Markt, wobei man eigentlich das Gefühl hat, nur am Rande wahrgenommen zu werden. Bei Runde vier stehen sie im Allgemeinen länger an meinen Stand und lassen sich beraten und riechen mehrere Sachen durch. Als wollten sie einen in der beständigen Hoffnung lassen, dass sie nur noch ein Fingerschnippen vom Kauf entfernt sind. Einen laaaaangen Atemzug später entschuldigen sie sich für die Unannehmlichkeiten aber leider hätten sie nicht genügend Geld mit, kämen aber vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt zurück. Immer getrieben von dem Gedanken, woanders könnte noch etwas Besseres auf sie warten. Der Tag vergeht, du fängst an deine verbleibenden Waren einzupacken und hast sie schon längst abgeschrieben. Just in diesem Augenblick stehen sie vor dir, wedeln mit einem Schein und schauen gleichermaßen vorwurfsvoll und irritiert, warum du nach 10 Stunden schon ans Heimfahren denkst. Um dann das Geld (woher auch immer organisiert) bei dir komplett auszugeben. Nach jeder dieser Begegnungen lassen sie eine sowohl hocherfreute, wie auch grenzenlos erstaunte Seifendsiederin zurück.

Ein kleiner anstrengender Teil sind die Googler. Die haben alles schon mal gehört, gelesen und wissen über deinen Beruf natürlich bei weitem besser Bescheid, als du es jemals könntest. Steht doch alles im Internet, kann so schwer nicht sein. Aber mit ihnen müssen sich auch Ärzte, Lehrer, Köche und was weiß ich, wer noch alles rumschlagen. Es wäre eine verwegene ( verführerische, sollte hier stehen) Annahme gewesen zu glauben, dass ich von ihnen verschont bliebe.Zu ihnen gehören auch die Menschen, die immer kommen, um nur nach genau dem zu fragen, was du nicht hast. Wie wir wissen, das Leben ist kein Wunschkonzert. Eine Seifenmanufaktur anscheinend schon. Ich nehme es als Denkanstoß und sportliche Herausforderung. Und so tüftele ich momentan voller Hingabe an einem veganen, palmölfreien, ökologischen Seifenwunderwerk, das nach allen Düften des Orients riecht, aber nur rein ätherische Öle enthält und natürlich Kaffeepulver, damit die Hände sauber werden. Wir, einschließlich meiner Wenigkeit, sind auf das Ergebnis gespannt wie die Flitzebögen. :)

Die letzten sind die Sympathiekäufer.
Ein wunderbarer Menschenschlag vom selben Stamm. Künstler, die auf dem Markt sind, um die Atmosphäre aufzusaugen und sich inspirieren zu lassen, nicht um zu verkaufen. Musiker, die spontan für uns spielen. Andere haben deinen ewig hungrigen Magen knurren gehört und erretten dich spontan mit Keksen vor dem nahenden Schwächeanfall. (An der Stelle ein Dankeschön an Miss Nadelöhr für den steten Essensnachschub beim Weihnachtsmarkt kurz vor meinem sicheren Hungertod. Würstchen und Steak werden auch gern genommen, nur für den Fall, dass einer meiner edlen Spender das hier mal lesen sollte.) Hardcoreveganer, die ich durchaus gewöhnungsbedürftig, aber fast immer liebenswert finde, solange ich lieber die Kekse essen darf. (Vedisches Essen wird von meinem Körper im besten Fall als interessante Erfahrung gespeichert.) Ewige alte Jungfern, die dir im ersten Satz klar machen, was sie von Männern halten und dabei so lustig und unverbittert wirken, wie Schulmädchen. Töpferinnen, die mit bunten Kleidern und Unmengen von Tüchern geschmückt sind, als kämen sie direkt aus dem afrikanischen Busch. Und Menschen, mit Hunden, Katzen und Lamas als Haustieren, erzählen dir, wie angenehm ein Schal aus Hundewolle zu tragen ist. Schafe sind heutzutage anscheinend old-school.

Manche dieser Tage sind chaotisch, andere ziehen sich wie Kaugummi von der billigen Sorte, ein weiterer vergeht wie im Flug, der nächste könnte süchtig machen, zwei Wochen später möchte man verzweifeln. Nicht immer läuft alles wie geschmiert, selbst nicht bei Wunschkindern wie mir. Regen, schlechter Umsatz, wackelige Tischbeine, schokobeschmierte Kinderhände, und die größte Katastrophe von allen-kalter Kaffee… kommt alles vor. Kein Weltuntergang, sondern Einstellungssache.
Daher lasse ich zum Abschied Daniel Powter für mich sprechen mit „ My so called life“ besser vermag ich‘s auch nicht:

I've got it bad
you've got it even worse now
we put our heads together
and reverse the curse

so my so called life

Bis bald auf dem Markt

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So zumindest ist der aktuelle Zustand. Mein erstes richtig großes Weihnachtsgeschäft sorgt für graue Strähnen in meinem sonst straßenköterblonden Haaren. Immer habe ich Panik, meine Ware reicht nicht. Und immer wenn ich gerade keine Angst diesbezüglich habe, bekomme ich neue Kunden und Interessenten, und alles beginnt von vorn.

 Da ich das Geld gern auch ausgebe, was ich verdiene und im Kopf schon der eine oder andere Städtetrip gestalt annimmt, jammere ich zugegeben auf hohem Niveau. Und schuld bin ich ganz allein, muss ich doch immer auf allen Hochzeiten gleichzeitig tanzen. Alles ist interessant und macht Spaß, vor allem wenn man überall in kleines Stück von sich mit einbauen kann. Und es wäre noch so vieles mehr, wenn nicht ein paar Leutchen, denen ich am Herzen liege, mir hin und wieder mentale Backenklatschen verteilen würden. Dafür bin ich wirklich dankbar.

Meine Tage bestehen aus Verpacken, Sieden, Produzieren, Verschicken, Verkaufen…. Und bei allem verspüre ich eine unbändige Freude! Kann ich doch das arbeiten, was mir am meisten Spaß bereitet. Glücklicherweise, der Mensch wächst mit seinen Aufgaben und unter Druck funktioniere ich bekanntermaßen am besten. Und so ist jeder Kunde, jeder Markt, jeder Onlinekauf zeitgleich zum Verzweifeln und schön.

In diesem Sinne: Falls ihr mich mal wieder lächelnd,Haare raufend und im ZickZack laufend irgendwo sehen solltet und ich niemanden grüße und erkenne, dann nehmt es euch nicht zu Herzen. Ignoriert mich weitläufig und versucht es einfach im Januar noch mal…..

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Vor ein paar Tagen, als ich mal wieder in der S-Bahn saß, fiel mir auf, dass sich mein Leben im Großen und Ganzen in diese vier Kategorien einteilen lässt, alles andere ist schmückendes Beiwerk. Und wenn ihr darüber nachdenkt, wird es bei euch wohl ähnlich sein.

 

Die großen Momente zeichnen sich immer durch eine riesige Flut von Fotos und gern auch verwackelten Videoaufnahmen aus. Begleitet von jeder Menge Handshakes, Knochenbrecherumarmungen, feuchten Küssen auf die Wange, ein-zwei Kullertränchen der Freude und Menschen, die man nur auf solchen Veranstaltungen sieht. Gemeint sind Hochzeiten, Taufen, bestandene Prüfungen, Zertifikationen und Preisverleihungen, von mir aus auch Omas 70ster. Wochenlang bestimmt die Vorbereitung das Leben, und der Tag selbst rennt dann einfach an einem vorbei. Meistens kriegt man zu wenig vom Essen, weil einem die Aufregung auf den Magen schlägt (das allerdings passiert mir nie) oder man schlicht keine Zeit dazu hat (das ist leider jedes Mal der Fall). Um dann hinterher mitreden zu können, ob der Tag wirklich toll war, hat man glücklicherweise die Fotos, um die Erinnerung aufzufrischen. Ich kenne genügend Bekannte, bei denen die Erinnerung anhand der Fotos, dann auch etwas aufpoliert wird. Schließlich lächeln doch immer alle auf den Bildern, also war es auch perfekt. Na klar... ;)

Die fiesen Momente kennen wir auch alle zur Genüge. Damit meine ich nicht die großen Katastrophen des Lebens, eher die kleinen Bösartigkeiten des Alltags, die einen so eiskalt erwischen. Und glaubt mir, ich weiß, wovon ich rede, ich führe die „Fettnäpfchenparade“ an. Gibt es eine Treppe hochzufallen- ich bin dabei. Reden, ohne nachzudenken- eigentlich immer, ich trage mein Herz auf der Zunge. Ich backe Kuchen mit Salz, anstatt Zucker, befülle die Kaffeemaschine mit Mehl, setze Räume unter Wasser, erwische grundsätzlich die langsamste Kasse und die ungepflegten Menschen in der Bahn, haben es ausgerechnet immer auf den Platz neben mir abgesehen. Worte, die ich mir in langen, qualvollen Stunden zurechtgelegt habe, sind verschwunden, sobald ich sie aussprechen möchte. Neidisch bestaune ich immer die Frauen mit kurzen Röcken. Wie machen die das? Sitzen die den ganzen Tag in der Ecke und hoffen nicht kaputtzugehen? Meine Beine hingegen sind immer übersäht mit blauen Flecken, ich befürchte, ich habe lieber Spaß als makellos zu sein.Problematisch immer dann, wenn man irgendwo eingeladen ist und einen die Leute mitleidig anstarren, weil man so aussieht, als wäre unkontrolliert aus 10 Metern Höhe gesprungen.

Oder kennt ihr diese „Drückerfraktion“- Mensch? Ihr habt euch dreimal an der Bushaltestelle gesehen oder bei Aldi an der Kasse, und plötzlich, ganz ohne Vorwarnung und ohne erkennbaren Grund, fallen sie dir zur Begrüßung um den Hals. Warum denn das, um Himmels willen? Kennen die den Begriff „Wohlfühlabstand“ nicht? Mir ist er sowohl bekannt, als auch sympathisch. Zugegeben ich sende wohl hin und wieder die falschen Signale aus. Aber ich unterhalte mich mit Leuten gern und generell so, als ob wir uns schon Jahre kennen. Ich mag nicht dieses steife Geplänkel beim Kennenlernen. Lächeln und drauflosquatschen lautet meine Devise. Nur Umarmungen von "Bekannten"mag ich nicht. Ich weiß, ich werde deswegen gern mal für spröde gehalten. Ich hingegen fühle mich zur Abwechslung mal ausgesprochen erwachsen, weil ich die Spreu vom Weizen trenne. Meine Freunde wissen es zu schätzen, bedeutet eine Umarmung für mich doch echte Zuneigung und ein „dich mag ich wirklich“, damit schmeiße ich nicht wahllos um mich.

Die kleinen Momente sind einfach die, die jedem Tag zu eigener Schönheit verhelfen. Ich fürchte, ich bin da simple gestrickt: Mir geht es schon beim Marmelade kochen ausgesprochen gut. Sommerregen, Barfußlaufen, ein toller Song, ein gut gemachtes Kotelett, das alles macht mich glücklich. Ein Strauß Blumen von der Wiese - das Hochgefühl schlechthin. Wenn sich ein Schmetterling auf meine Schulter setzt. Kann ja sein, er hält mich für eine duftende Rose.  (Die gleiche Situation bei einer Schmeißfliege empfinde ich als nicht ganz so großes Kompliment. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wofür die mich hält.)

Morgens einen warmen Kaffee trinken, ohne Störung und nicht erst auf den letzten Drücker, wenn man schon fast zur Tür raus ist. Morgens überhaupt einen Kaffee trinken. :) Die Liste lässt sich endlos fortsetzen: raschelnde Laubhaufen, eine Schaukel, ein Konzert, milde Sommernächte, ein gutes Buch, ein Witz, der so schräg ist, dass man ihn nie mehr vergisst…… Jeder hat so das, was ihn glücklich macht. Nur Vergessen sich auch darauf zu besinnen, sollte man nie.

Und zum Schluss die besonderen Momente. Zugegeben, barfuß in eine Nacktschnecke zu treten ist auch jedes Mal ein besonderer Moment. ;)

Na gut, ernsthaft: Diese Kategorie zeichnet sich damit aus, dass man absolut nie Fotos davon braucht. Man hat die Bilder im Kopf, klar und in allen Einzelheiten. Sie sind abrufbar oder kommen einfach in ruhigen Momenten. Man ist dabei melancholisch, verträumt, sehnsuchtsvoll oder lacht in sich hinein (kommt immer gut in öffentlichen Verkehrsmitteln ). Aber Fakt ist, diese Momente gehören einem und irgendwie gehört man auch ihnen. Ich habe Bilder im Kopf von Lagerfeuerabenden mit Freunden, Sonnenuntergängen, Konzertbesuchen, Gesprächsfetzen und Gesichtern. Von Menschen, die mein Leben täglich bereichern und von denen, die aus meinem Leben verschwunden sind. Und auch wenn sich die Tatsache nicht mehr ändern lässt, so habe ich Erinnerungen von ihnen, die mir heilig sind und auf die ich nie verzichten möchte.

Ein Moment zum Festhalten ist ebenfalls, wenn man einen Menschen kennen lernt, bei dem die Chemie stimmt. Man lacht über die gleichen Witze, weiß was der andere denkt,entdeckt verblüffende Gemeinsamkeiten, mit einem Blick, kann man die Sätze des anderen beenden. Freut sich darauf, ihn wiederzusehen. Und noch wichtiger, es interessiert einen, was dieser jemand wohl als nächstes von sich geben wird. Kurz man stammt vom selben Volk. Das kommt im Leben einfach nicht oft vor, auch wenn man täglich netten Erdenbewohnern über den Weg läuft. Egal ob tendenzielle Beziehung oder Freundschaft, das ist etwas, das man niemals achtlos an einem vorüber ziehen lassen sollte. Wer weiß, wann man so jemanden wieder trifft.

Einzigartig ist es auch, wenn ich ein Musiktitel spiele und er zum ersten Mal so klingt, wie ich mir das vorstelle. Ich höre einen Song und denke: „Ja, das will ich auch“, und sofort nimmt mein Gehirn das Stück Note für Note auseinander. Das ging mir erst wieder so bei „The Only Night“ von James Morrison. Und auch bei „Same Love“ von Macklemore- ein toller Titel geschrieben in Es-Dur, mit halb angespielten Tönen und einer wirklich schönen Grundmelodie. (Zugegeben, beim Rappen bin ich talentfrei, das will wirklich niemand hören, deshalb beschränke ich mich auf den Refrain. Aber wenn darin jemand gut ist.......Freiwillige vor!!) Und wenn ich ihn dann zum ersten Mal spiele, gefällt er mir noch lange nicht. Also gehöre ich zu der Sorte Mensch, die einen Song auswendig können wollen, deswegen stundenlang üben und dann aufpassen müssen, nicht durch ihn hindurchzurasen. (Ein zweifelhaftes Talent, mit dem ich meinen Klavierlehrer schon vor etlichen Jahren an den Rand der Verzweiflung gebracht habe!)  Und die blöde Umblätterei entfällt dann auch. Und immerhin, ich erinnere mich an jeden Augenblick und jeden Song, bei dem das erste Mal rundum alles gestimmt hat.

Fazit des Tages: Ich liebe jeden Moment! ( Im Nachhinein manchmal sogar die fiesen, kleinen ;) )

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……. denken wir nicht an Freundeskreis mit Anna, sondern dann brauchen wir Beschäftigung. Daher kommen heute mal zwei nette Sachen, mit denen man kindertechnisch, ganz ohne den Fernseher zu bemühen, auch einem miesen Nachmittag noch was abgewinnen kann.

Nummer eins wird ein Badeschleim:

Ihr braucht: 500 g Duschgel (am besten farblos und geruchsneutral),

                          etwa 40 g Kartoffel –oder Maisstärke

                         100 bis 120 g  destiliertes Wasser

                          Pigmente oder schön leuchtende Lebensmittelfarben

                          Parfumöle, die zur Kosmetikherstellung geeignet sind

                          Außerdem die üblichen Verdächtigen:Waage, Topf, Schneebesen, Schüsseln, Spatel, Löffel…

 

Das Wasser mit der Stärke anrühren und unter ständigem Rühren zum Kochen bringen, bis es ordentlich andickt. Sollte es mal zu fix gehen, dann Topf vom Herd nehmen und kräftig weiter schlagen. Ihr braucht einen sehr stabilen Schneebesen und wer nur ein paar Schlabberärmchen aufzuweisen hat, darf mit dem einem oder anderen unkontrolliertem Muskelzucken rechnen. Dann kommt auch schon das Duschgel dazu und wird kräftig mit eingerührt. Wenn alles eine leicht moussige Konsistenz hat, in einzelne Schälchen umfüllen. Die angerührten Pigmente oder Farben dazugeben und kräftig weiterrühren. Zum Schluss noch die Parfümöle. Seid eher sparsam, es ist immerhin für Kinderhaut gedacht, also im Regelfall nicht mehr als 1% der Masse. Nun ab damit in ein paar Tupperdosen und im günstigsten Fall noch drei, vier Tage stehen lassen, dann wird die Konsistenz etwas schleimiger. Habt ihr allerdings solche unwahrscheinlich entzückend, ungeduldigen Kinder wie ich, dann wird es nicht so lange leben. Die sind nämlich immer wieder aufs Neue begeistert, können sie sich damit selbst oder gegenseitig anmalen und ebenso die Badewanne und hinterher Rückstandslos abduschen. Da kann man sich mal ordentlich mit Farbe einschmieren, ohne dass es hinterher eins auf den Deckel gibt. Wenn ihr keine große Angst vor Sauerei habt (und Nerven wie Drahtseile), dann versucht das an einem Kindergeburtstag, die werden euch dafür lieben ;) und ihr seid der King vom Ghetto- ein echter Egoschmeichler.

Nummer zwei ist die erwachsene Version für die liebste, beste Freundin, für sich selbst, wenn ihr eure Mama mal vergessen habt und/ oder spontan mal was gut machen müsst. (Habt ihr ein ähnlich großes Mundwerk wie ich, kann das ab und an vorkommen.) Der Kreativität sind da keine Grenzen gesetzt.

 

Ihr braucht: 30g Seife

                         30- 35 g destilliertes Wasser

                         40g Öl (ich bevorzuge eine Mischung aus Mandel- und Jojobaöl), jedes andere geht auch

                         Pigmente und Parfumöl vom Rohstoffhändler eures Vertrauens

                         Töpfe, Reibe, Waage, Schneebesen, Spatel und ein nette Dose aus Kunststoff oder ein Cremetiegel

 

Wichtig: nehmt kein Leitungswasser, das macht die Sache bedeutend kürzer haltbar und der Kalk darin versteht sich nicht gut mit der Seife. Beim ersten Rezept ist das nicht ganz so wichtig,da es sich bei Duschgel nicht um echte Seife handelt, sondern um ein Glyzerinprodukt. Die Seife fein raspeln und im Wasserbad zusammen mit dem destillierten Wasser unter Rühren schmelzen. Das dauert nicht besonders lange und dann richtig, richtig kräftig aufschlagen, dabei die Öle unterrühren. Wenn das ganz richtig fluffig ist, dann Pigmente und Parfumöl unterrühren. Stimmt das optisch etwas aufeinander ab. Ein frischer Duft in einem roten Mousse kommt nicht gut rüber. Ab damit in einen Tiegel, Etikett drauf und das war’s auch schon.

Zu guter Letzt wieder mal der Hinweis: achtet auf Allergien, vor allem bei Produkten, die ihr für Kinder herstellt, die Haut ist noch sehr empfindlich. Immer erstmal an einer kleinen Stelle ausprobieren.

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19
Apr
Unperfekt

Jeder kennt Tage, an denen man einfach nur noch schreiend im Kreis laufen und alles hinschmeißen möchte. Tatsächlich habe ich genau das letztens getan – im wahrsten Sinne des Wortes.

Es gibt sie, die Seifen, die einem aus purer, niederer Boshaftigkeit (meine feste Überzeugung) das Leben schwer machen. So stand ich eines Morgens strotzend vor Elan und Tatendrang in meiner kleinen Werkstatt, in der Hand das wunderbar duftende Melonenöl, das meine Badebomben soll toll verfeinert und stellte mir mit den besten Absichten Rohstoffe, Töpfe und Formen bereit. Dazu ordentlich laute Musik, denn durch die vielen Fliesen habe ich bei mir einen Klang wie in der Großraumdisko- das macht einfach nur Spaß, kann ich euch sagen!!

Also gewogen, gerührt, ran ans Werk und alles klappte hervorragend – bis zu dem Moment, als ich das Öl in den Seifenleim gegeben habe. Ich hatte das zweifelhafte Vergnügen dabei zuzuschauen, wie mein „Meisterwerk“ binnen Sekunden zu einer klumpigen Masse andickte und der Schneebesen darin stecken blieb. Nach der ersten Schocksekunde begann ich zu rühren, wie ein Guppy. Manchmal hilft es, dass noch mal etwas Bewegung reinkommt, nur hier war alles vergebens. Ich möchte mir an dieser Stelle die Zeit nehmen, auf den O-Ton des Herstellers einzugehen „…. Einfachste Verarbeitung, dickt nicht an…“ Ja, danke, wer veralbert hier eigentlich wen? Die fertig angerührten Pigmente standen da und schauten so vorwurfsvoll, wie ein lebloses Objekt nur schauen kann, als ob ich da nun was für könnte! Pfff...! Grundfrustriert habe ich nun versucht, das Zeugs noch irgendwie in die Form zu spachteln und da hat‘s mir gereicht. Ich hab das elende Ding geschnappt, unter animalischem Wutgeschrei in die nächste Ecke gepfeffert und bin rumgesprungen wie Rumpelstilzchen. Danach ging es mir definitiv besser. Das sind so Momente, in denen ich dankbar bin, für unsere dreifach verglasten Fenster. Ungern hätte ich bei der Menge an Puplikumsverkehr auf unserer Straße, eine nette Omi mit Dederonbeutel auf dem Weg zum Wocheneinkauf auf dem Gewissen gehabt. Aber so…gleichmütiges Schulterzucken. Am Ende hatte ich dann also einen bröckeligen, farblosen aber duftenden Haufen, der den direkten Weg in den Müll fand.

Mindestens genauso frustrierend sind Öle, die sich erst nach einigen Tagen als charakterlich niederträchtig rausstellen. Die färben dann die Seifen braun – nicht schmelzig, schokoladig, heimelig braun, sondern eher in der Art einer alten Banane – es beginnt mit kleinen Punkten, danach wird’s so richtig unansehnlich. Oder die Seife reißt der Länge nach, wie ein Krustenbrot, einfach so, aus reiner Langeweile beim Aushärten. Ihr seht, in meinem Beruf ist man nie vor traurigen und frustrierenden Momenten sicher. (Jetzt wäre eine Gedenkminute für mich nicht unangebracht.)

Der Favorit an Abartigkeiten ist allerdings meine berühmt- berüchtigte Bananenseife. Zugegeben der Fuscher war ich. Meine Freunde und auch die, die mit mir über Facebook verbandelten sind, kennen sie gut und werden auch nie müde, dieses traumatisierende Kapitel immer wieder auszugraben. Formschön im Design war sie, braun mit Stücken und sie hatte die unwiderstehliche Optik einer gammeligen Fleischwurst. Dass dieses Meisterwerk nicht in Serie produziert wurde, kann nur daran liegen, dass man so viel unverhüllte Hässlichkeit kein weiteres Mal hinbekommen hätte.

 

Fazit des Tages: Lasst es mich mit den Orsons sagen: „ Ich bin unperfekt“. Aber das ist schon irgendwie auch cool, oder?

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Ich bin wach, hellwach, noch mal blinzeln..., nein, es bleibt dabei. Nur warum weiß ich nicht wirklich. Wider besseren Wissens versuche ich erneut einzuschlafen. So starre ich erst hoffnungsvoll, kurz darauf ärgerlich an die Zimmerdecke. Und es kommt wie erwartet: Alle Gedanken, die man tagsüber in der finstersten Ecke versteckt und die einem nicht gut tun, drängen sich auf und schon geht es in meinem Kopf zu, wie in einem Hamsterrad. Na gut, schlafen wird vorerst nix mehr. Seufzend, meinem Schicksal ergeben, stehe ich auf, schlüpfe in meinen Morgenmantel und tapse barfuß durchs Haus. Alles ist wunderbar still. Ein kurzer Blick auf meine Lieben, die so friedlich schlafen, nur vom Mondlicht beschienen.

Aha Vollmond. Hast du mich um meinen Schlaf gebracht? Wohl eher nicht, aber wunderschön siehst du aus dort oben.

Unweigerlich meldet sich mein Magen und durchbricht die Stille. Auf zum Kühlschrank, dessen Inhalt heute, bei einem weniger gefestigten Menschen, schwere Depressionen auslösen könnte. Dann also Bratkartoffeln, für die könnte ich ohnehin morden.

Während die Zwiebeln und der Speck braten, schnippele ich Kartoffeln und koche mir einen Tee. Dann lösche ich das Licht, setze mich mit meinem Teller im Schneidersitz vor die Terrassentür und schaue hinaus in den Garten. Ein einzigartiger Anblick, den Mondlicht verzaubert alles, immer! Trotz der Jahreszeit bin ich froh, dass noch Schnee liegt, dadurch wirkt alles unwirklich silbern. Wer einmal nachts bei Vollmond durch einen Winterwald gelaufen ist, der vergisst das sein ganzes Leben nicht mehr.

Was magst du von dort oben alles sehen? Wie viele von meiner Sorte sitzen vorm Fenster und reden mit dir? Und wie vielen von denen ist klar, wie besonders so ein Moment ist? Und sind sie eher traurig, so wie ich oder sehnsuchtsvoll oder glücklich? Und egal, von wo die Menschen zu dir hoch schauen, es ist immer der selbe Mond, den alle sehen. Irgendwie tröstlich. Plötzlich sehne ich mich nach dem Sommer, dann würde ich jetzt rausgehen und barfuß durch das nachtfeuchte Gras laufen oder im Dunkeln Blumen pflücken. Das habe ich tatsächlich noch nie getan, dabei wäre es sicher interessant zu sehen, wie der Strauß bei Tageslicht ausschaut. Schön, dass es noch immer Sachen zu entdecken gibt. Früher bin ich in solchen Nächten spazieren gegangen, über die Felder zum Gegenstein, habe leise gesungen und tief eingeatmet, denn nachts riecht alles anders, habe Stunden unter dem Sternenhimmel verbracht. Hier ist das natürlich so nicht möglich, aber wenn ich das nächste Mal in der alten Heimat bin, hole ich es nach, das verspreche ich dir.

Da es niemandem hilft Vergangenem nachzutrauern, erhebe ich mich mit einem weiteren Seufzer und stelle fest, dass "satt" auch ein schönes Gefühl ist. Nur an Schlaf ist noch immer nicht zu denken. Also gehe ich in meine Werkstatt, um eine Seife zu machen. Ich rieche sämtliche Fläschchen durch und entscheide mich für „Osmanthus“ und ein schwarzes Eisenoxid, eine Mitternachstseife sozusagen, angenehm schwermütig, wie diese ganze seltsame Nacht und dazu ein wenig Silberpigment für die Mondstrahlen. Während ich mich aufs Abwiegen und Rühren konzentriere, kommt mein Kopf langsam zur Ruhe. Solche Arbeiten helfen mir dabei, mein quirliges Wesen unter Kontrolle zu bringen, was manchmal ganz gut tut. Meistens allerdings habe ich dahingehend gar kein Interesse, tatsächlich kann ich mich erstaunlich gut leiden: Meine verschrobenen Einfälle und die dusseligen Witze, meine Haare, die immer irgendwie ein Eigenleben haben und meinen Daueroptimismus, der mich selten im Stich lässt und den ich gegen nichts auf der Welt eintauschen würde!!.....…Na toll, nun denke ich doch wieder nach, aber mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen- immerhin.

 Meine Seife ist eh fertig, ich fülle sie in die Form und räume auf. Ich werde sie für mich behalten, sonst hätte ich wohl das Gefühl, ein Stück von mir zu verkaufen.

Ein letztes Mal für heute setze ich mich ans Fenster und schaue mir den Mond an. Dabei fällt mir eines meiner Lieblingslieder von Bruno Mars ein, das ich so gern auf dem Klavier spiele:“  ….Or am I a fool
who sits alone and
talking to the moon“

Gute Nacht da draußen!

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09
Mar
Mädelstag

Was eignet sich für meine kleine Tochter und mich besser als der 8. März (internationaler Frauentag, da ich den aber in jedem Jahr vergesse, kann es wohl doch nur purer Zufall gewesen sein ) um einen Mädelstag zu machen. Dafür nehmen wir uns richtig Zeit und wenn das Wetter nichts Besseres zulässt, dann eben für unser Aussehen. Ich als Renovierungsmaßnahme und zum Aufpolieren, das mit mir verwandte Weibsbild zur Vorbeugung (man kann ja nie wissen, was die ewige Bockerei sonst so aus ihr macht ;) ).

Nach einem unglaublich ausgiebigen Frühstück, mit frischer Mango und Erdbeeren (als Ausgleich für die Schokocroissants und die Salamiebaguettes, die allerdings völlig unverzichtbar sind) machen wir uns ans Anrühren. Heute eine Haarkur, eine Gesichtsmaske und ein Milchbad.

Haarkur: einen Teelöffel Honig leicht erwärmen, einen guten Schuss Mandelöl (gern auch Jojoba oder Aprikose) und einen Teelöffel Schlagsahne einrühren. Super ist auch, wenn ihr ein Eigelb mit reinquirlt, das hat natürlich schon einen Eigengeruch, lohnt sich aber durchaus.

Das wird von den Schultern bis zu den Spitzen vorsichtig in die Haare einmassiert (auf den Kopf direkt nur bei sehr trockenen Haaren, sonst sieht man schnell aus, wie mit der Butterstulle frisiert), dann ein Handtuch drum und einwirken lassen.

Für die Gesichtsmaske kommen frischer Quark, wieder erwärmter Honig, Mandelöl und in unserem Fall auch ein rotes Pigment zum Einsatz, da kleine Mädchen nun mal total auf Rosa abfahren, die großen nicht ganz so. Und dann ab aufs Gesicht damit. Schlecht ist es, wenn jetzt jemand an der Haustür klingelt. Ich hadere jedes Mal aufs Neue mit mir, ob ich öffne oder nicht. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass mich in so einem Fall auch schon flach auf den Boden geschmissen und einen verlassenen Haushalt vorgetäuscht habe. Allerdings ist das auch schon des Öfteren ohne Maske im Gesicht vorgekommen.

Für das Milchbad erwärmt man zwei Liter Milch, einen Esslöffel Hönig, einen Teelöffel Aprikosenkernöl und etwas Parfumöl und gibt alles in das einlaufende Badewasser. Bei uns kam Michpulver zum Einsatz, das habe ich halt immer vorrätig und noch etwas SLSA, einfach weil wir es gern schaumig mögen und ein wenig Meersalz für einen straffen Popo - die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt….. Und dann ab in die Fluten. Hinterher schneide ich meiner Tochter die Spitzen und danach schneidet sich auf keinen Fall meine. ;)

Jetzt sind wir zwar noch immer nicht so schön, dass uns die Männer hinterher pfeifen aber das wird ja auch völlig überbewertet und deswegen geht es nach dem Trocknen raus, sich den Wind um die Nase wehen lassen.In der sicheren Aussicht auf einen warmen Kakao und eine Kuscheldecke bei unserer Rückkehr. Abends noch ein schönes warmes Fußbad (Majoran in heißes Wasser geben, bei mir noch etwas frisch geriebenen Ingwer hinzu) und nie vergessen immer genügend Kakao und Schokolade vorrätig haben. Und am Ende des Tages fühlt man sich so wohl, dass man sich wie eine Miezekatze einfach nur noch irgendwo zusammenrollen und schnurren möchte.

Fazit des Tages: Das Leben kann mit einfachen Dingen so unglaublich schön sein, vor allem wenn es an manchen Tagen ausreicht, alle Sorgen abzuwerfen und nur noch Lieder, Blumen und Schmetterlinge im Kopf zu haben.

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Mein LIEBLINGSTHEMA (!!!), das Etikett auf der ­Seife- ganz was Schönes!!!
 Fangen wir ganz plakativ mit dem Namen an. Nicht dass ihr denkt, da könnte ich mir jetzt was Nettes aussuchen. Habe ich beispielsweise eine Seife mit Erdbeerduft, dann kann ich sie nicht einfach mit "Erdbeerseife" betiteln, da das eine Irreführung wäre, da keine Erdbeeren darin enthalten sind. "­Erbeerduftseife" wäre dann die Alternative, wo hingegen "Erdbeerfeld" erlaubt ist, weil sich anscheinend sogar die ganz "Doofen" vorstellen können, das man darin keinen kompletten Acker verwurstet.
Als Nächstes kommen die "­Inci", das sind ­die vorgeschrieben Abkürzungen der Inhaltsstoffe im europäischen Raum. Irgendwie ­Zwitterwesen- halb Latein, halb keine Ahnung, ich hab's in einem beherzten Moment versucht herauszubekommen und dann irgendwann frustriert aufgegeben, das System erschließt sich mir bis heute nicht in seiner ganzen Pracht. Aber man muss auch nicht alles können. Glücklicherweise hat mich auch da wieder mein Labor unterstützt, denn nach einem Blick auf die 60 Seiten mit wirklich, wirklich, wirklich winziger Schrift, war ich ein klein wenig überfordert. Wie schon erwähnt, es ist nun mal Vorschrift, ob die Abkürzungen dem gewillten deutschen Käufer oder potenziellen Allergiker wirklich etwas sagen, lass ich jetzt mal dahingestellt. Aber man kann mich ja fragen,immerhin meine eigenen Inhaltsstoffe habe ich alle drauf.

 

Das Gewicht wird immer in Frischgewicht angegeben, da eine Seife nach der Reifezeit aber vor dem Verpacken gewogen wird und sie im Laufe des Lagerns noch an Wasser verliert und dadurch leichter wird. Also halte ich mich auch da an die Regeln, damit mir nun niemand mutwillige Täuschung vorwerfen und mich vor Gericht um Haus und Hof bringen kann, falls die Seife im Laufe ihres Daseins an 5 Gramm verliert. Ich persönlich habe in meinem ganzen Leben bisher weder eine Seife, noch eine Packung Kekse oder irgendwas anderes nachgewogen, sondern die Verpackung aufgemacht und ganz schnöde verbraucht. Punkt.

Was noch?
Ach ja, genau: Ich möchte hier anmerken, dass der ­Durchnittsdeutsche von den Behörden scheinbar ­vornherein als etwas minderbemittelt eingestuft wird. Oder weiß tatsächlich jemand nicht, was die Abkürzung MHD bedeutet? Ich muss es ausschreiben, daher nun "Mindesthaltbarkeitsdatum". Natürlich habe ich auch noch Auflagen zu den Schriftgrößen, denn wie jeder unschwer erkennen kann, ist auf so einem Stück Seife ja auch unbegrenzt Platz.
Dazu kommt noch die interne Chargennummer, die ich selbst vergeben muss, die C.I. der Pigmente,mein Logo und die Firmenanschrift und
........tadatada, so schnell, einfach und unkompliziert entsteht ein Etikett.

Fazit des Tages: Nein, heute mal nichts, aber ich glaub, ich könnte mal wieder ins Kino bei so hoher nervlicher Belastung. ;)

 

 

(Im Nachhinein habe ich tatsächlich dann doch noch zwei Fehler entdeckt: Es muss natürlich "Ingrediends" auf dem Etikatt heißen. Und "Mindestens haltbar bis" , was sich bei Seife meistens erübrigt, da sie auch nach über 30 Monaten noch verwendbar ist.)

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Als ich mir das im Kopf zurechtgelegt hatte, wie mein Logo so auszusehen hat, da habe ich eine Sache überhaupt nicht bedacht: Nämlich mein Unvermögen, auch nur einen schön anmutenden Strich aufs Papier zu kriegen. Meine Talente liegen zweifelsfrei woanders. Schon in der Kita sahen meine Vögel immer so aus, als würde das Futterhaus unter ihrem Gewicht nachgeben und Käfer hatten durchweg mindestens 6 Beine zu viel oder zu wenig.

Es müsste einen Beamer geben, der die Ideen direkt aus dem Gehirn zieht und zu Papier bringt aber selbst wenn, wäre er wohl kaum aus meiner Portokasse zu bezahlen. Ein Webdesigner wäre daraus wohl möglich gewesen, aber ein am Computer entstandenes, plastisches Etwas passt doch so gar nicht zu mir. Blieb also doch nur der gute, alte Stift.

Mein Erstentwurf? Kurz und knapp, rituell verbrennen wäre das einzig Richtige gewesen. Aber da einfach so aufgeben nicht meine Art ist, habe ich gezeichnet, zerknüllt, radiert, wieder gezeichnet, erneut zerknüllt, es in den Papierkorb entsorgt, wieder rausgeholt und endknittert, nur um es dann wieder zu zerknüllen. Problematisch an solchen Zeiten ist eigentlich, dass ich dann zu nichts zu gebrauchen bin. Da haue ich Curry statt Zimt auf den Apfelkuchen und packe die Würstchen in die Besteckschublade (und ich gebe mich hier keinen dummen Witzen hin). Irgendwann hat wohl doch noch ein Fünkchen Talent Mitleid mit mir gezeigt und letztendlich finde ich mein Linneablümchen ein klein wenig infantil aber auch richtig hübsch und ansehnlich, vielleicht bin ich sogar etwas stolz.

Fazit des Tages: Morgens vor dem Spiegel zu stehen und zu denken: „Sieh an, bist ja doch ein ganz brauchbares Kerlchen! “, ist einfach nur obercool!! :D

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  • Ein Kilogramm Fette und Öle 50/50 ( Kokosnussöl, Palmfett, Sonnenblumenöl, Schweineschmalz, gehärtetes Pflanzenfett usw.), Ätznatron (bestellbar in der Apotheke oder im Internet) und destilliertes Wasser
  • Eine Form aus Holz oder Kunststoff, ausgekleidet mit Folie, bzw. mehrere kleine Formen aus Kunststoff oder Silikon
  • Spatel, Schneebesen, großer Topf aus Edelstahl, alte Tasse, Glasschüssel, feines Sieb, Handschuhe, Schutzbrille, Atemschutzmaske, Waage
  • Farbstoffe und Parfumöle

 

Heute widme ich mich mal dem eigentlichen Thema und gebe einen kleinen Einblick ins Seifensieden für alle Neugierigen und Versuchswilligen. Also dann, Ärmel hochgekrempelt, Motivationsgesicht aufgelegt und los geht´s:

 Ihr könnt das in eurer normalen Küche machen, allerdings vorher alle Störfaktoren aus dem Haus entfernen (Kinder, Haustiere, Partner, Hausierer und ja sogar die beste Freundin ;)…), denn Ätznatron ist gefährlich!

Alle Lebensmittel werden verbannt, alle Oberflächen gereinigt (separater Schwamm) und mit Zeitungspapier ausgelegt. Als erstes berechnet man die Menge des Natrons und des Wassers für die herzustellende Seifenmasse. Ebenso die Farbstoffe, die Überfettungsöle (zwischen 6 - 9 % der Fettmasse)und die Düfte (etwa 1 bis 2 Prozent der Gesamtmasse). Im vorgehenden Eintrag habe ich eine Verseifungtabelle und die Berechnungsformel eingestellt. Aber ernsthaft, ich bin da ein ganz fauler Lumpenstrick und lasse mir die Arbeit abnehmen, indem ich einen Verseifungsrechner benutze. Diese stehen online zur Verfügung, einfach mal den allwissenden google befragen ;). Ich würde anfangs für ein Kilo Grundmasse berechnen.

Alle feste Fette werden in einem Topf gewogen, alle flüssigen in einer separaten Schüssel. Im Prinzip kann man jede Art Fett verseifen, nur das Verhältnis zwischen fest und flüssig sollte ausgewogen sein, manche Rohstoffe machen einen guten Schaum, andere trocknen in hohen Mengen die Haut eher aus. Tatsächlich sind Seifen aus tierischen Fetten am schönsten zu verwenden, da ihr hoher Anteil an Stearin einen festen, feinporigen Schaum macht. Aber die meisten Menschen haben ihr Schwein lieber in der Pfanne als im Gesicht- nachvollziehbar, durchaus.

Schutzbrille auf, Atemmaske angelegt und dazu die einzigartig schönen, ellenbogenlangen Handschuhe. Vorsichtig das Ätznatron in der Tasse abwiegen, in einer Glasschüssel das Wasser. Langsam das Natron einrühren mit Hilfe eines Schneebesens ( Erst das Wasser, dann die Lauge, denn sonst spritzt sie dir ins Auge (Chemieunterricht sei Dank, doch was hängen geblieben.)). So lange rühren, bis die Flüssigkeit klar wird und keine Kristalle mehr zu sehen sind. ACHTUNG FLÜSSIGKEIT WIRD HEISS! Zur Seite stellen und etwa handwarm abkühlen lassen. In der Zwischenzeit die Fette schmelzen und nicht zu heiß werden lassen, mit den flüssigen Ölen abkühlen. Wenn Fette und Lauge etwa die gleiche Temperatur haben, wird die Lauge vorsichtig durch ein Teesieb in die Öle gerührt. Wer jetzt dachte, er hätte das Schlimmste bereits hinter sich, der wird jetzt von mir liebevoll auf den Boden der Tatsachen zurück geholt. Denn nun wird gerührt, bis die Masse anzudicken beginnt. Das sollte ab etwa 15 Minuten der Fall sein, wenn ihr gut gearbeitet habt, sonst kann es auch mal bis zu einer Stunde dauern. Liebhaber von fertiger Champignonsuppe und Pudding sind hier klar im Vorteil, denn wenn die Rohseife diese Konsistenz annimmt (sie zeichnet) ist sie fertig. Ruhig noch etwas weiterrühren und dann die Überfettungsöle zugeben.

Ganz wichtig sind natürlich Farben und Düfte. Lebensmittelfarben sind an sich in Ordnung, entwickeln allerdings manchmal ein etwas seltsames Farbverhalten im Reifungsprozess, meistens eher nicht zum Positiven. Wer auf Überraschungen abfährt, soll es gern probieren. Pigmente oder spezielle Seifenfarben sind da schon besser. Und eher sparsam dosieren, von hochwertigen Pigmenten ist meistens eine Messerspitze durchaus genug. Diese wird in ein klein wenig destiliertem Wasser aufgelöst und gut verrührt. Verwendet keinesfalls Parfümöle, die ihr sonst in die Duftlampe kippt, wenn ihr nicht die Hautreizung eures Lebens haben möchtet. Es gibt im Internet, Apotheken und Ökoladen genügend Alternativen. Die kommen zum Schluss dazu, werden gut verrührt und dann kommt die ganze Seifenmasse in die Form. Im günstigsten Fall deckt ihr sie mit einem Federbett ab, damit sie in eine gute Gelphase kommt und lasst sie für mindestens 24 Stunden in Ruhe.

Nun wird alles gereinigt und weggeräumt. Die Schutzbekleidung bleibt bis zum Ende an. Alle Arbeitsgeräte sollten nur für Seife benutzt werden, so handhabe ich es, aber auch da gibt es unterschiedliche Ansichten.

Nach dem die Seife erkaltet ist, holt ihr sie aus der Form und könnt sie schneiden. Sollte sie noch zu klebrig sein, dann lasst sie noch etwas liegen. 4 bis 6 Wochen Zeit zum Reifen braucht sie jetzt noch, damit das Ätznatron abgebaut wird.

Alles was ich hier schreibe sind Anregungen, ich übernehme keine Haftung, mit Ätznatron zu arbeiten ist und bleibt gefährlich. Daher alles mit viel Wasser neutralisieren.

So, viel Spaß mit eurer ersten Seife. (Wenn ihr mögt, schickt mir ein paar Bilder von eurem Erstlingswerk, ich bin gespannt)

Dies ist ein Mustertext. Füge hier deinen eigenen Text ein.
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Der Verseifungswert (als SAP angegeben) bezeichnet die Menge Pottasche in Milligramm, die man benötigt, um 1 Gramm Öl zu verseifen. Die Menge der benötigten Natronlauge wird berechnet, indem man die Menge Pottasche mal 0,71 nimmt.

Dieser Wert bezieht sich auf eine komplizierte Rechenformel, also nehmen wir das einfach mal so hin. ;).Jedes Öl oder Fett hat einen eigenen SAP-Wert, daher muss jeder Ausgangsstoff separat berechnet werden. Möchte man beispielsweise Distelöl verseifen, dass einen SAP-Wert von 192,00 hat, rechnet man192,00 mal 0,71, dann erhält man einen Wert von 136,32. Das berechnet man mit jedem Öl, dass man verseifen möchte.

Also benötigt man 136,32 mg Natronlauge, um 1000 mg Distelöl zu verseifen. Das mal der Menge in mg, die ihr verarbeiten wollt. 1000 mg = 1 g.

Zusätzlich sollte jede Seife überfettet werden, damit sie hautpflegend und schonend ist. Ich überfette meistens mit 8 bis 10 %, damit haben die Seifen eine gute Haltbarkeit und hinterlassen ein schönes pflegendes Gefühl, ohne schmierig zu sein. ( Da ich in dieser Art des Blogs keine Tabelle mehr einfügen kann, muss es leider auf diese, zugegebenermaßen etwas komplizierte Art und Weise gehen, sorry!)

                           Verseifungstabelle:                            

Fett, Öl, oder Wachs pro 1000 mg /1 g

SAP Wert in mg

Benötigte Natronlauge in mg

Aprikosenkernöl

190,0

135,5

Acocadoöl

187,5

133,7

Bienenwachs

88,0

  62,7

Calendulaöl

190,0

137,5

Distelöl

192,0

136,9

Erdnußöl

192,1

136,9

Haselnußöl

195,0

136,2

Jojobaöl

97,5

 69,5

Kakaobutter

193,8

191,2

Kokosnußöl

268,0

191,2

Lanolin

82,0

 58,5

Lezithin

110,0

 78,4

Macadamianußöl

195,0

139,0

Maisöl

192,0

129,8

Mandelöl

192,5

137,2

Nachtkerzenöl

191,0

136,2

Olivenöl

189,7

135,2

Palmkernöl

219,9

156,8

Palmöl

199,1

141,9

Rizinusöl

180,3

128,5

Rintertalg

197,0

140,5

Schweineschmalz

194,6

138,7

Sesamöl

187,9

133,9

Sheabutter

180,0

128,3

Sonnenblumenöl

188,7

134,5

Süßmandelöl

192,5

137,2

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Endlich, endlich, endlich, nach gefühlten zweieinhalb Jahren( und reellen 3 Wochen) Umzug, Umbau, Neubau, kreativen Phasen und Momenten schierer Verzweiflung, haben wir ein urgemütliches zu Hause und ich meine neue, schnieke Werkstatt.

Da ich vor wenigen Tagen noch auf einen ollen kargen Raum ähnlich einer Mönchszelle geschaut habe, ist das für mich kopftechnisch noch nicht ganz realisiert. Ein wenig hilft es in jedem Fall, dass gestern das Veterinäramt für geschlagene drei Stunden bei mir war und meine Werkstatt abgenommen hat. Ich bin unendlich erleichtert, denn noch so eine Nacht wie zuvor, in der ich alle 5 Minuten aufwache und runter renne, um zu schauen, ob alles in Ordnung ist, würde ich sicher nicht noch mal durchstehen. In den vergangenen Wochen haben wir von 8,00 Uhr morgens bis 1,00 Uhr nachts geackert, geschraubt, gesägt und gehämmert wie die Heinzelmännchen.

Aber wir hatten uns doch so verflucht fest vorgenommen Weihnachten im Haus zu verbringen. Und tatsächlich war es machbar für 8 Personen zwei riesige Enten zuzubereiten, ohne Hängeschränke und fließend Wasser in der Küche und das meiste Geschirr noch in Kartons verpackt. Und ja, man kann auch in der Dusche abwaschen. ;)Das alles unter den leicht mitleidigen Blicken sämtlicher Verwandtschaft. Ich hingegen empfand es als eines der interessantesten Weihnachtsfeste, ganz ohne den üblichen Einheitsbrei. Und immerhin, es gibt Menschen, die zwei Wochen lang den ersehnten Jahresurlaub für nicht wenig Geld, genauso auf dem Campingplatz ihres Vertrauens verbringen.

Zwischen den Feiertagen haben wir ruhigen Gewissens unsere Kinder an die Großeltern verkauft, da auch das alte Haus noch renoviert werden musste. Ich sag’s euch, mein Eitelkeitsgen (das nicht gerade das kleinste meiner Gene ist ) hatte ganz schön was auszuhalten. So lief ich mit Waigel-Augenbrauen, farbverschmierten Klamotten und Augenrändern bis zu den Kniekehlen durch die Welt, dazu einem blauen Fleck, der in Form, Farbe und Größe einem Globus nicht ganz unähnlich war. Allen schockierten soll an dieser Stelle mitgeteilt werden, dass der Urzustand wieder hergestellt ist und ich wieder unter Menschen darf. Zwischendurch mal schnell alle Unterlagen fürs Labor zusammengestellt und dort einen Blitzbesuch abgestattet.

Ein wenig Weiblichkeit fehlt dem Raum sicher noch, aber ich bin stolz wie eine Gluckenmutti von 10 Küken! Das Beste ist, dass ich im Frühling direkt auf den blühenden Flieder vor meinem Fenster schauen kann ( sicher werde ich vor Verzückung die kompletten zwei Wochen keine vernünftige Seife zustande bringen) und ich habe immer im Blick, wer uns besuchen möchte und kann mich zum passenden Zeitpunkt spontan tot stellen. Das Leben ist voller versteckter Vorteile. :) Was hingegen die neuen Nachbarn von mir halten mögen, wenn ich da so mit meiner schicken Schutzkleidung rumhantiere, dazu hab ich leider noch kein Feedback.

Fazit des Tages: Vor Erschöpfung abends nur noch schwankend ins Bett zu fallen und dabei richtig viel zu erreichen, ist eins der schönsten Gefühle, die es zu erleben gibt.

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Wenn man Seife herstellt und damit beruflich umsatteln möchte, wird es einem nicht unbedingt einfach gemacht. Trotz meinen, im Verhältnis zu großen Herstellern, überschaubaren Abnahmemengen, unterliege ich den gleichen strengen Auflagen, wie die großen namenhaften Firmen. Was natürlich durchaus richtig ist, nur muss man das erst mal einem grundfrustrierten Menschen klar machen. Und exakt so einer war ich, nachdem ich meine ersten Erkundigungen eingeholt hatte. Allein herauszubekommen, dass das Veterinäramt für mich zuständig ist, grenzte an ein mittelschweres Meisterwerk.

Die erklärten mir, dass eine Werkstatt bis zu einer Höhe von 1,40 m gefliest sein muss, ebenso der Boden und die Arbeitsfläche. (Na dann, willkommen im Schlachthaus, oder so ähnlich. )Damit nicht genug, die Oberflächen müssen säurebeständig und desinfizierbar, alle Rezepturen vom Labor meines Vertrauens geprüft und zertifiziert sein und die Werkstatt vom Veterinäramt abgenommen. Mit einem Wort: TEUER!!! Warum nur kann ich nicht Schmuck machen oder Holzfiguren schnitzen?

Nach diesem demotivierenden Informationsschwall habe ich erst mal bockig meine Arme verschränkt und der Welt die Zunge rausgestreckt. Natürlich nur mental, man ist schließlich erwachsen ;)

Kreativ, wie wir nun mal sind, haben wir also die Werkstatt geplant und weil wir gerade so in Schwung waren unser Haus gleich drum herum. Mein zukünftiger Arbeitsweg ist also überschaubar. Beim Bauantragsamt hat man einen eigenen Abschnitt zum Ausfüllen (bei Leib und Seele mußte ich schwören, dass absolut niemals,nie ein Paketdienst vor unserem Haus halten wird, sondern dass ich meine Ware selbst zur Post bringe. Sachen gibt's... :) )  Das erste ernstzunehmende Gespräch mit dem Labor förderte dann zutage, dass mich das Zertifizieren der ersten vier Rezepturen mal locker 2100 Euro kostet. Holla die Waldfee. Ich hab mich schon mit nem Klingelbeutel vorm Bahnhof gesehen. Das Licht am Ende des Tunnels heißt KFW- Förderung, was übrig bleibt, ist noch immer happig, aber bezahlbar.

Ganz klar schreibe ich das hier nur, damit ihr meinen ungeheuren Leidensweg nachvollziehen und in dumpfes Mitleid verfallen könnt (Das ist ja wohl das Mindeste :) ). Außerdem soll es alle davon abhalten es mir gleich zu tun, damit ich vollständig konkurrenzlos bleibe. Und tatsächlich habe ich es nun fast geschafft, trotz aller Hindernisse. Und wenn mir alles mal über den Kopf wächst, dann habe ich immer meine Familie und Freunde, die mich aufbauen und hinter mir stehen.

Fazit des Tages: Meine Freunde sind die besten der Welt oder ich sage es mit dem Song der einzigartigen Fiva: Mein Herz tanzt Farben

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21
Nov
Über mich

Über mich


Womit man auch immer schreibt, das Wunder bleibt das Selbe: Schrift macht die Gedanken sichtbar, so dass man sie dauernd verfügbar hat. Da ist nichts als Text, Zeile für Zeile, doch im Kopf entsteht eine ganz andere Welt, voller Schönheit, Dramatik, Leidenschaft.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           ( unbekannter Autor)

Ich bin Karin,

Inhaberin einer kleinen Seifenmanufaktur. Immer hibbelig und quirlig, dass es für zwei reichen würde aber auch immer genauso gut gelaunt, kommunikativ, hilfsbereit und in gewisser Weise unterhaltsam. Ich habe die Angewohnheit immer alles von hinten aufzurollen, nur um dann festzustellen, dass es so nicht funktioniert und dann doch noch mal von vorn zu beginnen.

Hier teile ich mit euch meine Gedanken und Erlebnisse, die mit meiner Leidenschaft für die Seife zu tun haben oder manchmal einfach auf die Welt losgelassen werden müssen. ;) Dieser Blog bin ich, so wie denke und handle.

Autorin aller Texte Karin Schleese

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Tja warum?

Wenn ihr einen Skandinavier dazu befragen würdet, dann könnte er euch recht schnell darüber informieren, dass Linnea dort einer der beliebtesten Vornamen ist. Abgeleitet von der Linnaea borealis, dem kleinen Moosglöckchen. Im Englischen auch unter Twinflower bekannt. Ein durch und durch sympathisches Blümchen.

In einem unserer vielen Schwedenurlaube haben wir uns, zur Verbesserung der allgemeinen Bildung im Familienverbund, die Ausstellung des Botanikers Carl von Linné angesehen. Ich fand die Reisen und Gärten so interessant, dass ich mir gern das kleine Pflänzchen, für das der Herr Namensgeber war, im Original anschauen wollte. Es hat ein Weilchen gedauert, denn selbst in Schweden ist sie nicht leicht zu finden.

Nun geht es mir ab und an so, dass ich spontane Verbundenheit mit Menschen und Tieren entwickele. Ein Blick, ein Wort, ein Lächeln, in anderen Fällen eine große feuchte Nase und seltsam geflecktes Fell und ich bin nicht mehr zu halten. Und nun traf es mich bei einem kleinen Glöckchen. Spontane Sympathie mit Pflanzen? Na ja fragwürdig aber definitiv vorhanden. Denn dieses kleine Wunder ist ausdauernd, durchsetzungsfähig, zart duftend und dabei zerbrechlich und wunderschön. Wäre es ein Mensch würde ich mich um seine Freundschaft reißen ;)

Tja und seitdem hat mich dieses kleine Pflänzchen nicht mehr losgelassen: So trägt unsere kleine Tochter als zweiten Vornamen Linnea und für meine kleine Manufaktur stand auch nie etwas Anderes zur Wahl. Auch wenn ich es probiert habe, nur damit fühlt es sich richtig an. So ist das in meiner kleinen Welt, manchen Dingen kann ich mich einfach nicht entziehen, sie bleiben für immer bei mir und begleiten mich, auf die eine oder andere Weise, ein Leben lang.

Fazit des Tages: Es ist unglaubliches Glück, wenn man in kleinen Dingen große Wunder entdeckt!

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Warum einfach, wenn doch kompliziert mehr Spaß macht
 

 

 
 

Ich bin eine natürliche Person. Das war mir natürlich längst bekannt, heute allerdings habe ich dafür 26 Euro bezahlt, somit ist es jetzt offiziell. Geplant war der Weg zum Gewerbeamt ohnehin. Mit dem Bus wohlgemerkt, denn wir haben November. Und was für einen: Seit Tagen bedeckt eine Eiskristallschicht alles, die Sonne scheint, der Himmel ist azurblau, die Menschen gut gelaunt  - nur nicht heute! Allerdings die Eisschicht ist noch da.

Als Mensch vom Land schreckt mich das nicht im Geringsten und die Eiskristalle sind wirklich wunderschön. Nach intensiven Internetrecherchen ist klar, dass auch nicht so bald ein Bus fährt. Also was macht der unerschrockene Deutsche? Richtig, er läuft. Bei Nebel und minus 2 Grad, 4,5 Kilometer in den nächsten Ort. Bewaffnet nur mit dem Lebenswichtigsten (Digicam, Handy, Gewerbeantrag und ein Würstchen auf die Faust), ziehe ich mir noch meine Inkognitokleidung an. Soll bedeuten, heute weder grüner Mantel noch rosa Schal, sondern einen langen schwarzen Mantel und die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Damit sehe ich aus wie Kenny aus South Park und niemand erkennt mich auf den ersten Blick. Und so laufe ich durch den Nebel über Felder, an Bäumen und Büschen vorbei, springe nicht ganz so trockenen Fußes über einen Bach, fühle mich wirklich großartig dabei und nebenher fotografiere ich alle möglichen Pflanzen, die so verzaubert aussehen durch das Eis. Die Geräusche der Straße kommen nur gedämpft bei mir an und da ich ja ganz allein bin, singe ich lauthals alle Popsongs, die mir in den Sinn kommen. Der perfekte Augenblick! Ein Stück des Weges renne ich und in meinem Übermut drehe ich mich singend ein paarmal mit ausgebreiteten Armen um mich selbst - als ein älterer Herr mit Hund vor mir steht. Weiß der Himmel, wo der so plötzlich hergekommen ist, so mitten auf dem Acker. Etwas irritiert geht er leise grüßend an mir vorbei, um dann sofort in ein, wie ich finde, für sein Alter beachtliches Tempo zu verfallen. Wahrscheinlich ist die Verrückte vom Feld DAS Thema bei der nächsten Familienfeier. Aber Dank Inkognitomantel alles kein Problem.

Letztendlich brauchte ich geschlagene eineinhalb Stunden und musste das Navi auf meinem Handy befragen, um dann pünktlich 5 Minuten NACH Beginn der Mittagspause auf dem Amt anzukommen. Aber der Zufall und das Leben versorgen einen ja glücklicherweise immer irgendwie mit Kaffee. Meine eiskalten, nassen Füße waren ohnehin der Ansicht, auch wir hätten uns die Pause verdient und Dank des großen Bildschirms mit N24 konnte ich mich noch der politischen Bildung hingeben.

Und dann, der erhabene Moment: Punkt 13,00 Uhr, ich schreite hocherhobenen Hauptes in das Beamtenzimmer, bekomme meinen Stempel, bezahle und gehe wieder (grob geschätzte sieben Minuten Verweildauer insgesamt). Mutiere nach Verlassen der Tür zum Weichei und nehme für den Rückweg den Bus.

Mein besonderer Dank geht heute an die Erfinder der Mikrowelle und der chinesischen Dosensuppe, die sich glücklicherweise noch in den Untiefen des Küchenschrankes befand und mich nach nur zwei Minuten Erwärmzeit langsam wieder auftaute.

Fazit des Tages: Erwachsen sein wird völlig überbewertet und für so einen wunderschönen Tag zahle ich jederzeit mehr als 26 Euro! Und, und, und ich bin Gewerbetreiber!

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